Uftrungen, den 21.12.24 – Eine spektakuläre Rückkehr in den Südharz:
Die Kleine Hufeisennase, eine der seltensten Fledermausarten Deutschlands, wurde erstmals seit 1980 wieder in der Heimkehle bei Uftrungen nachgewiesen. Die langjährige Höhlenforscherin Christel Völker hatte die Art dort zuletzt vor 44 Jahren dokumentiert. Danach war sie im gesamten Harz verschollen. Zusammen mit Marcus Fritze von der Kompetenzstelle für Fledermausschutz Sachsen-Anhalt und den Dresdner Höhlen- und Karstforschern, zu denen auch Frau Völker und Maik Römhild gehören, ist es nun gelungen, die Art wieder zu entdecken. Gleich vier Exemplare wurden in der Schauhöhle entdeckt. Zuvor konnte die Art nur vereinzelt mit dem Fledermausdetektor im Biosphärenreservat nachgewiesen werden, ein Quartiernachweis blieb jedoch aus. Nördlichste Verbreitungsgrenze war bisher der Kyffhäuser.
Der Fund gelang nur wenige Tage nach der feierlichen Einweihung der neuen Licht- und Tonschau in der Heimkehle, welche die Gemeinde Südharz gemeinsam mit dem Biosphärenreservat und der Naturschutzbehörde möglichst natur- und fledermausschutzkonform konzipiert hat. „Ein großer Erfolg für den Artenschutz und eine Belohnung für jahrzehntelanges Engagement im Südharzer Naturschutz“, freut sich Fritze. Die Kleine Hufeisennase profitiert besonders von der mosaikartigen Landschaft und den einzigartigen Gipskarstformationen im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, die optimale Lebensbedingungen bieten. So ist die Heimkehle derzeit der nördlichste Quartiernachweis in ganz Deutschland.
Die Kleine Hufeisennase und viele andere Fledermausarten haben in den 1960er bis Ende der 1980er Jahre stark unter dem Einsatz des Insektizids DDT gelitten. Viele Populationen sind seitdem verschwunden. Erst seit den 1990er Jahren zeigen sich dank des DDT-Verbots langsam Erfolge. Christel Völker, die damals die letzte Sichtung dokumentierte, die übrigens für die gesamte Harzregion galt, zeigte sich gerührt: „Die Rückkehr dieser Tiere nach so langer Zeit ist ein wichtiges Signal und bestätigt die Erfolge unserer Naturschutzbemühungen“.
Gemeinsamer Erfolg für Naturschutz und Tourismus
Auch Peter Kohl, Bürgermeister der Gemeinde Südharz, zeigte sich begeistert: „Es ist bemerkenswert, dass die Tiere trotz des Führungsbetriebs in die Heimkehle zurückkehren. Das bestätigt unser fledermausfreundliches Führungskonzept und zeigt, dass die neue Licht- und Tonschau nicht schadet und dass Naturschutz und Tourismus Hand in Hand gehen können“.
Auch Joseph Grunert, Höhlenführer in der Heimkehle, freut sich: „Für uns, die wir täglich in der Heimkehle arbeiten, ist das eine große Bestätigung. Wir zeigen unseren Besuchern gerne die Fledermäuse, die auch ein Publikumsmagnet sind“.
Nachhaltige Nutzung durch intelligente Konzepte
Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Höhlenbetrieb und den Naturschützern ist ein Schlüssel zum Erfolg.
Ziel ist es, eine Balance zwischen den Bedürfnissen der Tiere und den Anforderungen des Tourismus zu finden. Mit innovativen Konzepten gelingt es, den gesetzlichen Schutz der Fledermäuse zu gewährleisten und gleichzeitig den Besuchern ein unvergessliches Erlebnis zu bieten.
Die Wiederentdeckung der Kleinen Hufeisennase ist ein wichtiger Meilenstein für den Artenschutz und ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Naturschutz und Tourismus erfolgreich zusammenarbeiten können. „Mehr Fledermäuse in der Heimkehle, die man den Besuchern zeigen kann – das ist das gemeinsame Ziel, an dem wir weiterarbeiten“, resümierte Dr. Fritze.
Kontakt für weitere Informationen:
Ansprechpartner Herr Peter Kohl (Bürgermeister):
Gemeinde Südharz, Wilhelmstraße 4, 06536 Südharz
Ansprechpartner Herr Dr. Marcus Fritze:
Kompetenzstelle für Fledermausschutz Sachsen-Anhalt im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, Hallesche Straße 68a, OT Roßla, 06536 Südharz
Poststelle-rla@biores.mwu.sachsen-anhalt.de