Dass Insekten die artenreichste Tierklasse auf unserem Planteten sind, ist den meisten bekannt. Viele Menschen denken bei Insekten an lästige, flugfähige Krabbeltiere, die beim Frühstück stören oder den Schlaf rauben. Wir bewegen uns dieses Jahr auf sechs Beinen durch´s Biosphärenreservat und zeigen, dass Insekten noch viel mehr können…
Unsere Reise führt uns heute zu der Roten Waldameise.
Im März beginnt mit den ersten warmen Frühlingssonnenstrahlen das neue Ameisenjahr. Zuerst sind auf der Nestkuppel die Arbeiterinnen zu beobachten. Sie heizen ihre Körper wie Sonnenkollektoren auf und tragen die Frühlingswärme in den Bau. So wird in drei Wochen ein Innenklima mit 25 bis 29 Grad Celsius geschaffen, das für die Brutpflege benötig wird.
In Deutschland gibt es 13 verschiedene Waldameisenarten. Sie alle bauen Nesthügel durch Zusammentragen von Pflanzenabfall aus der Umgebung. Die auffälligen Ameisenhaufen sind bis zu zwei Metern hoch und können ebenso tief den Boden darunter durchdringen.
Je nach Art besteht ein Nest aus hunderttausenden bis mehreren Millionen Tieren mit einer oder bis zu tausenden von Königinnen. Diese können 20 Jahre alt werden und haben die Aufgabe sich zu paaren und dann fortwährend Eier zu legen. Die Männchen leben nur kurz. Nach dem Hochzeitsflug und der Begattung der Weibchen sterben sie.
Die Arbeiterinnen, welche bis zu sechs Jahre alt werden, haben die unterschiedlichsten Aufgaben. Die jüngeren kümmern sich im Nest um den Nachwuchs. Die älteren sind als Wächter, Jäger, Bauarbeiter, Läusemelker und Träger vorwiegend außerhalb vom Nest im Einsatz. Dabei vollbringen sie wahre Meisterleistungen. So können sie das 40-Fache ihres Körpergewichts tragen. Menschliche Kraftprotze schaffen höchstens das Zweieinhalbfache. Wären wir so fit wie die Tierchen, könnten wir ein Nashorn stemmen!
Ameisen spielen im Ökosystem des Waldes eine ganz besondere Rolle. Über 150 Pflanzen werden durch Ameisen verbreitet. Dem Grünspecht und dem Auerhuhn dienen sie als Nahrung.
Wegen ihrer Fähigkeit Schadinsekten, wie den Kiefernspanner in großen Mengen zu vertilgen, hat man bereits 1798 in Preußen den hohen Nutzen der Waldameisen für die Forstwirtschaft erkannt und das Sammeln von „Ameiseneiern“, als auch das Zerstören von Ameisennestern unter Strafe gestellt.

Bilder: Pixabay