Dass Insekten die artenreichste Tierklasse auf unserem Planeten sind, ist den meisten bekannt. Viele Menschen denken bei Insekten an lästige, flugfähige Krabbeltiere, die beim Frühstück stören oder den Schlaf rauben. In diesem Jahr bewegen wir uns auf sechs Beinen durch das Biosphärenreservat und zeigen, dass Insekten viel mehr können…
Unsere Reise führt uns heute zu den Wintermücken.
Wintermücken
Mücken im Winter? Tatsächlich! Durch eine Art Frostschutzmittel im Körper können kalte Temperaturen ihnen nichts anhaben. Um so viel Energie wie möglich aus dem Sonnenlicht herauszuholen, ist ihr Körper dunkel und die Adern in den Flügeln sind schwarz gefärbt.
Außer etwa Flüssigkeit nehmen sie keine Nahrung auf. Die brauchen sie als „Treibstoff“ zum Fliegen. Die Energie, die sie für ihr kurzes Leben von zwei bis drei Wochen brauchen, haben sie schon im Larvenstadium aufgenommen. Davon zehren sie bis zur Paarung und Eiablage.
Uns fallen die Wintermücken besonders auf, wenn sie ihren Mückentanz aufführen. Durch ständige Auf- und Abwärtsbewegungen entsteht der Eindruck, als tanze der Schwarm. Die Männchen geben dabei Duftstoffe ab und erzeugen durch ihren Flügelschlag ein Summen. Dadurch werden die Weibchen angelockt. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier in die Streuschicht am Boden. Dort schlüpfen die Larven. Sie leben in Pilzen oder in faulendem organischem Material. Wird es im Frühling wärmer, stellen sie ihre Aktivitäten ein und machen eine Art „Sommerschlaf“. Wenn die Tage kürzer und die Temperaturen niedriger werden, beginnen die Larven wieder zu fressen. Im Spätherbst verpuppen sie sich, um dann im frühen Winter als Mücke zu schlüpfen.
Die Wintermücken sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und kleine Nagetiere. Bei der Spitzmaus machen sie rund ein Viertel der Nahrung aus.
Übrigens, Wintermücken stechen nicht. Wobei erwähnt sein soll, dass nur sehr wenige der ca. 150 Mückenarten in Deutschland überhaupt stechen und Blut saugen können.
Beobachtungstipp: An sonnigen Tagen mit Temperaturen um die Null Grad Celsius oder knapp darüber, etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang, können die Wintermücken an Hecken- und Waldrändern oder in Gärten in der Abendsonne beobachtet werden.
Tipp zum Fotografieren: Um den Tanz der Wintermücken scharf abzulichten, benötigt man sehr kurze Verschlusszeiten von einer 1/1250 Sekunde und kürzer. Mit einer längeren Belichtungszeit von einer 1/25 Sekunde wird die Bewegung des Schwarmes sichtbar, weil dadurch etwa drei bis vier Flügelschläge abgebildet werden.
Wenn Ihnen ein schöner Schnappschuss von Wintermücken gelungen ist, lassen Sie den uns gerne zukommen. Wir werden die besten Bilder auf unserer Webseite veröffentlichen.
Schicken Sie Ihre Fotos bitte per E-Mail an: poststelle-rla@biores.mwu.sachsen-anhalt.de
Text: Andreas Otto
Bilder: Pixabay